International Vegetarian Union (IVU) | |
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3rd World Vegetarian Congress 1910 Brussels, Belgium |
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1910
Deutscher Vegetarier-Bund Der dritte Internationale Vegetarier-Kongreß Hatte unser Bund beim vorjährigen vegetarischen Weltverbrüderungstage im Oktober 1909 in Manchester infolge unglückseliger Zufälligkeiten, hauptsächlich wegen unserer damaligen inneren Streitigkeiten, unvertreten bleiben müssen, so wollte er dieses Jahr doch zeigen, daß ihm die Sache des Zusammengehens mit den Vegetariern anderer Kulturländer keineswegs gleichgültig ist. Ich wurde daher mit einem zweiten Arzte aus unserem Bunde nach Brüssel gesandt, wo noch mehrere Mitglieder unseres Bundes sich außer uns eingefunden hatten. Ort und Zeit der Zusammenkunft waren sehr geschickt gewählt, das bewies der gute Besuch. Wo und wann könnte man auch die Vertreter aller Länder besser versammeln, als bei Gelegenheit einer Weltausstellung! Die prächtige Stadt Brüssel mit ihrer großartigen Ausstellung erwies sich denn auch als die denkbar liebenswürdigste Gastgeberin, nicht zu vergessen des starken, wohlgeleiteten Brüsseler Vegetarier-Vereins, der dort seines Gastgeberamtes waltete und seine Aufgabe aufs geschickteste erledigte. Der Empfangsabend am 9. Juni führte uns in den Mittelpunkt von Alt-Brüssel, auf den geschichtlich merkwürdigen "Großen Platz", dessen vergoldete Häuserstirnen im Lichte zahlreicher Lampen erstrahlten und von Musikklängen festlich wiederhallten. Dort in den Räumen des "Ärztlichen Vereins von Brüssel" gab die Brüsseler Vegetarier-Gesellschaft den Gästen von Nah und Fern einen festlichen Willkomm. Da wogte das frohe Vegetariervolk aus aller Herren Länder auf und nieder. Da wurden alte Bekanntschaften erneuert, neue geknüpft, und die Vertreter mancher klangvollen Namen, die wir jahrelang nur gedruckt gekannt hatten, stellten sich uns hier in Person vor. Erfrischungen wurden herumgereicht, und man plauderte im zwanglosen Gruppen aufs angenehmste, während die freundlichen Gastgeber, vor allem das Ehepaar Dr. Nyssens, sich für ihre Gäste geradezu aufopferten. Am anderen Morgen traf man sich im vegetarischen Speisehause der Weltausstellung, das dort dicht am Eingange, der vom Cambre-Wäldchen in die Ausstellung führt, von der unternehmenden englischen "Vegetarischen Gesellschaft" errichtet ist. Man nahm ein englisches Frühstück und begab sich alsbald zu der nahe dabei gelegenen großen Versammlungshalle, die eigens zur Abhaltung von Tagungen und Vorträgen für die Dauer der Ausstellung errichtet ist und eine Anzahl kleiner und großer Säle enthält. Hier eröffnete eine Ansprache von Prof. Huchard aus Paris die Tagungs-Verhandlungen. Dieser hervorragende Arzt, Hochschullehrer und Mitglied der Akademie der Medizin, gab den Verhandlungen ihren wissenschaftlichen Charakter. In Frankreich und Belgien ist nämlich, sehr im Gegensatze zu Deutschland, die vegetarische Bewegung vorzugsweise eine Sache der Ärzte und Hochschullehrer, deren eine stattliche Zahl aus beiden Ländern durch Vorlesungen und öffentliche Vorträge Zeugnis ablegten für ihre fortschrittliche Ueberzeugung und Betätigung im Sinne unserer vegetarischen Lehre. Bei der Eröffnung zeigte es sich, daß 8 Länder und Völker ihre vegetarischen Vertreter nach Brüssel entsandt hatten: Holland, England, Schweden, Rußland, Griechenland, Spanien (sowohl Kastilien als Katalonien war verteten), Frankreich und Deutschland. Nach alphabetischer Reihenfolge hielten die Abgesandten ihre Ansprachen und Berichte, wobei ich den Reigen zu eröffnen hatte. Mein Kollege Dr. Knauf aus Ludwigshafen am Bodensee, der Ueberbringer einer lehrreichen Abhandlung über Errichtung und Erfolge seiner Kinderheilanstalt, hielt sich still im Hintergrunde. Ich verfehlte nicht zu betonen, daß unser Bund dieses Jahre durch Entsendung seiner Vertreter die Scharte vom vorigen Jahre hat auswetzen wollen, was mit lebhaftem Beifall aufgenommen wurde. Ich wies ferner auf den Unterschied hin, den unser Land und das unserer Gastgeber aufweisen hinsichtlich der dem Vegetarismus zuneigenden Volksschichten: dort zahlreiche ärztliche Vertreter des Vegetarismus, bei uns der Vegetarismus von ärztlicher Wissenschaft meist verspottet und angefeindet. Für England sprach der greise Dr. Axon aus Manchester und die Schriftleiterin Fräulein Hompes, bekannte Mitarbeiter des "Veget. Mesenger", während der tätige Geschäftsführer Broadbent aus Manchester mangels hinreichender Sprachkenntnisse sich still verhielt. Für Holland sprach unser Freund Dr. Meyroos aus Rotterdam, der schon in Dresden bei der Gründung der "Union" lebhaft teilgenommen hatte. Für Schweden sprach die weltgewandte Frau Prof. Lombard, die unseren Lesern schon vorteilhaft bekannt ist, während der Redakteur Saxon, ein äußerst tätiger Arbeiter für unsere Sache, zu Hause zurückgehalten worden war. Rußland vertrat der noch kürzlich hier erwähnte Herr Professor Wöikoff, Lehrer der Meteorologie an der Petersburger Hochschule. Von Frankreich war Herr Morand zur Berichterstattung beauftragt. Er ist der Inhaber des Pariser Speise- und Reformhauses "Natura vigor" und Schriftleiter der französischen Vegetarierzeitschrift "Hygie" , während der lebhafte Südfranzose Dr. Danjou, Arzt aus Nizza, den katalonischen Teil Spaniens zu vertreten übernommen hatte. Dr. Danjou, dessen glänzende, für unsere Begriffe fast zu lebhafte, rednerische Befähigung sich während der ganzen Dauer der Tagung stark bemerkbar machte, ist der eigentliche Anreger des internationalen Vereinigungsgedankens und erwies sich als ein Vegetarier von echter Überzeugung, nicht nur hinsichtlich der gesundheitlichen, sondern auch hinsichtlich der sittlichen und erzieherischen Aufgaben des Vegetarismus. Griechenland schließlich war von der auch hier schon öfters erwähnten Frau Drakoules vertreten. Was die wissenschaftlichen, meist ärztlichen Vorträge betrifft, so muß ich mich darauf beschränken, die Redner zu erwähnen. Es sprachen die französischen Aezte Petit, Danjou, Guelpa, Pascault, Labbé und Huchard, ferner Herr Dr. Nyssens, sowie die Brüsseler Physiologin Fräulein Prof. Dr. Joteyko. Von Nichtärzten sprachen die Professoren Wöikoff (St. Peterburg), Hoffmann (Gent) sowie der französische Rechtsanwalt Herr Roux aus Amiens. Der Inhalt der sämtlichen Vorträge wird gedruckt erscheinen in einem besonderen Buche, das die Brüsseler Vegetarier-Gesellschaft herauszugeben beabsichtigt, und aus dem ich Auszüge hier hoffe später veröffentlichen zu können. Erwähnt sei noch, daß ein Pariser und ein Lyoner Universitätsprofessor der Medizin unserer Tagung ihre besten Wünsche übermittelten und ihr Bedauern aussprachen, nicht selbst dabei sein zu können. Wann werden deutsche Medizinprofessoren zu diesem Standpunkte der Vorurteilslosigkeit ihrer französischen und belgischen Kollegen durchgedrungen sein und die Mauer von eingebildeten Hindernissen durchbrochen haben, die sie von uns heute noch so scharf trennen! Aber auch für die Bedürfnisse der frohen Geselligkeit hatten unsere Brüsseler Gesinnungsgenossen bestens gesorgt, indem sie, außer dem erwähnten Begrüßungsabend, einen genußreichen musikalischen Abend und ein Festmahl am anderen Abend boten. Das letztgenannte fand im vegetarischen Speisehause der Ausstellung statt und war nicht nur vorzüglich zubereitet, sondern es zeichnete sich auch dadurch aus, dass man die Teilnehmer dabei mit langen Tischreden, wie sie bei uns oft zur Plage werden, verschonte. Nur am Schlusse des Mahls gab Herr Rechtsanwalt Roux dem Danke der Gäste Ausdruck. Eine so anregend verlaufene Tagung weckt das Verlangen nach baldiger Wiederkehr. Aber man einigt sich diesmal, eine längere Pause zu machen, damit erst neuer Stoff, wie er sich nicht von Jahr zu Jahr finden läßt, gesammelt werden kann. Man will die Tagungsreden stets veröffentlichen, und um dazu Neues und Gutes stets bieten zu können, will man die Zahl der Tagungen weise beschränken. Die nächste soll erst 1913 im Haag stattfinden, womöglich zugleich mit der Eröffnung des Friedenspalastes. Es bedarf kaum der Erwähnung, daß die Teilnehmer an der Brüsseler Internationalen Tagung sich auch auf einer photographischen Platte haben vereinigen lassen. Das Bild wird vielen eine angenehme Erinnerung bleiben. Man kann es durch Vermittlung von Herrn Dr. Nyssens, 60 rue des drapiers, Brüssel, beziehen, desgleichen das noch zu druckende Buch, das die sämtlichen Vorträge wiedergibt. Ein kurzer Besuch and der belgischen Seeküste und dann bei einigen
Gesinnungsgenoosen im Rheinlande machte für mich den Schluß
dieser schönen Reise aus, deren Erfolg zugunsten unserer Sache
gewiß nicht ausbleiben wird. Die Vegetarier haben wieder einmal
gezeigt, daß sie zur Stelle sind, daß sie nicht weltfremd
zurückbleiben, wo alle Welt sich ein Stelldichein gibt, sondern
daß sie verstehen, als moderne Menschen ihrer Zeit den rechten
Ort und den passenden Augenblick zu finden, um sich bemerkbar zu machen.
Die Presse dort in Brüssel hat uns sicher nicht übersehen.
Spaltenlange, äußerst wohlwollende Berichte der Brüsseler
Zeitungen haben mir dies mit angenehmster Deutlichkeit gezeigt. Für
ein in Brüssel erscheinendes deutsches Wochenblatt, das von der
deutschen Presse als Quelle für belgische und holländische
Berichte benutzt zu werden pflegt, habe ich selbst den Bericht schreiben
dürfen.
Indem ich heute den Dritten Internationalen Vegetarierkongreß eröffne, liegt es mir zuerst ob, die aus allen Ländern Erschienenen willkommen zu heißen und den Mitgliedern des vorbereitenden Ausschusses für die große, ein wenig unverdiente Auszeichnung zu danken, die sie mir durch die Wahl zum Ehrenvorsitzenden erwiesen haben. Sie hätten unter Ihrer Schar einen strengeren und vielleicht älteren Vegetarier finden können und ganz gewiß eine bedeutendere Persönlichkeit. Wenn Sie mir doch die Gunst erwiesen haben, so haben Sie damit ohne Zweifel einen immer tätigen guten Willen anerkennen wollen, eine aufrichtige Treue Überzeugungen gegenüber, die schon alt sind, da sie von 1883 und besonders von 1885 herrühren, seit meinen ersten Arbeiten über die Aderverkalkung. Dann haben Sie wohl in diesem gastlichen Lande mit französischer Sprache den Franzosen ehren wollen, in Erinnerung daran, daß von Frankreich die erste Stimme zugunsten des Vegetarismus ausgegangen ist durch das Erscheinen der "Thalysia" und der anderen Werke von Glëizès in den Jahren 1773 und 1843. Ohne bis auf Pythagoras und die alten Zeiten zurückzugehen, was unnötig erscheint, da alles über die Geschichte des Vegetarismus schon oft gesagt ist, will ich Ihnen in Kürze eine andere Geschichte erzählen, nämlich die meiner Bekehrung zu den Ideen, die Sie auch heute hier vertreten. Seit langer Zeit, seit dem Beginne meiner medizinischen Studien im Jahre 1864, hatte ich die lange Lebensdauer meiner Großeltern ihrer fast ausschließlich vegetarischen Lebensweise zugeschrieben, weil sie nur zweimal im Jahre, am Namenstage und an einem vaterländischen Festtage, Fleisch aßen. Es handelte sich aber damals nur um einen einfachen Eindruck ohne wissenschaftlichen Charakter. Erst 1883 und besonders 1885 setzte sich dieser Gedanke in mir fest, als ich bei dem Forschen nach den hauptsächlichen Ursachen der Aderverkalkung durch zahlreiche Beobachtungen den zu häufigen und übermäßigen Fleischgenuß feststellte. Als ich dann bei dem Verlaufe der Krankheit auf eine wichtige Erscheinung aufmerksam wurde, nämlich die Atemnot, deren wahre Ursache vollständig unbekannt war, da sah ich, daß die Anwendung reiner Milchdiät oder der laktovegetabilen Diät die Atmungsbeschwerden vollständig und schnell verschwinden ließ. Ich habe sie seitdem zuerst mit dem Namen der "Atemnot durch Selbstvergiftung", und später als "Atemnot durch Selbstvergiftung" bezeichnet, welcher Ausdruck jetzt allgemein angenommen ist. Endlich kam ich dazu, die Ernährungsweise zur Grundlage zu machen bei der Behandlung der arteriellen Aderüberdehnung, also der Vorstufe zur Arteriosklerose, wie zur ausgebildeten Arterienverkalkung. Alles war aufs klarste bewiesen, weil die Behandlung in überraschender Weise die klinische Beobachtung bestätigte. Aber trotzdem regte sich der Widerspruch, und einige leidenschaftliche Experimentatoren fütterten Tiere mit mehr oder minder verdorbenem Fleisch, ohne in einigen Wochen oder Monaten atheromatöse oder arteriosklerotische Veränderungen zu erzeugen. Sie schlossen daraus ein wenig zu voreilig, daß unsere Ansichten über die Krankheitsursachen falsch seien. Ihre Erfahrungen sind hinfällig, sie sind ohne Wert, weil sie nicht in Übereinstimmung mit dem Klinischen Befunde stehen, welcher lehrt, daß in diesen Fällen die Vergiftung durch die Nahrung langsam und eine große Anzahl von Jahren hindurch dauernd geschehen muß. Dieser Umstand beweist, daß die willkürlich erzwungenen Beobachtungen (observations provoquées), wie sie Claude Bernard nannte, um das Experimentieren zu charakterisieren, manchmal hinter den frei entstandenen Beobachtungen der Klinik zurückstehen müssen. Der Beweis ist geliefert, und die Aderverkalkung, von der man viel, sogar ein wenig zuviel spricht, rührt oft von Fehlern in der Ernährung her, woraus sich die Beziehungen zu den Glenkschwellungen und zur Gicht, besonders der durch Unmäßigkeit erworbenen, erklären. Im Jahre 1891 ließ ich in einem nichtmedizinischen Blatte einen
Aufsatz über die "Grundzüge der Nahrungshygiene"
erscheinen, und in meinen Consultations médicales, deren erste
Auflage 1900 erschien, sind unter demselben Titel und in demselben Geiste
etwa vierzig Seiten dem Studium der folgenden Fragen gewidmet: Das ist die einfache Geschichte meiner Bekehrung, oder richtiger gesagt meiner Entwickelung. Mit Ihnen allen wiederhole ich, daß es sich nicht nur um eine medizinische, sondern um eine soziale Frage handelt. Sie geht das Leben des Menschen an; sie geht nicht nur das materielle, geistige oder sittliche Leben eines Volkes, sondern auch das der ganzen Menschheit an. So überschreitet sie die Grenzen der Völker und ist in Wahrheit international, wie der heutige Kongreß und seine Vorgänger, wie es ja auch die Vereinigung der vegetarischen Gesellschaften Europas, die Internationale Vegetarier-Union beweist. Der Kampf für den Vegetarismus ist auch der Kampf gegen den Alkoholismus, diese Geißel der neueren Zeit, und in einer Arbeit von Edouard Roux, die man nicht genug berücksichtigt (Handbuch der Hygiene und des Vegetarismus. Gefahren des Tierfleischessens. Lausanne 1881), ist ausgeführt und bewiesen, daß Übermaß im Fleischgenuß zur Unmäßigkeit im Trinken, zu Ausschweifungen aller Art führt. So gestand auch unser alter Geschichtsschreiber Mézerai im 17. Jahrhundert unumwunden zu, daß seine Gicht von Bacchus und Venus herrühre. Die Unmäßigkeit schädigt Körper und Geist, die körperlichen, sittlichen und geistigen Eigenschaften des Individuums, sie kürzt die Dauer des menschlichen Lebens beträchtlich ab, welches an und für sich nicht kurz ist; nur wir kürzen es ab: non accepimus brevem vitam, sed facimus, sagte Seneca. In seinem Traité des aliments vom Jahre 1702 behauptet Louis Lémery, daß unsere Väter, die sich von Nahrungsmitteln aus dem Pflanzenreiche ernährten, sich weit besser befanden und länger lebten, als wir. Im 17. Jahrhundert hatte Lancisi, den man nicht anführt, geschrieben: Quale est alimentum, talis est chylus; qualis chylus, talis sanguis; qualis tandem sanguis, tales sunt spiritus. Ihr Werk, unser Werk, hat also eine beträchtliche Tragweite. Leider wird seine Erfüllung noch viele Jahre erfordern, weil Sie mit hartnäckigen Vorurteilen und Irrtümern zu kämpfen haben, weil Sie sich besonders an die Hygiene wenden, die Tugend und Willen zugleich ist, weil es nur schwer gelingen wird, klar zu machen, daß man den Appetit des Gaumens nicht mit dem des Magens verwechseln darf, daß das Fleisch kein Kräftigungs-, sondern ein Reizmittel von geistiger Wirkung ist. Aber der Anlauf ist gemacht, und nachdem ich nachgewiesen habe, daß man durch den Fleischgenuß am Abend zu der Entgiftung durch den Schlaf eine Vergiftung durch die Nahrung hinzufügt, habe ich die Freude gehabt zu sehen, daß diese Ansicht nicht nur von den Ärzten, sondern auch ganz besonders von der nichtmedizinischen Welt angenommen ist und befolgt wird. Denn die Zahl der Leute, die bei der Abendmahlzeit Fleisch in jeder Form vermeiden, ist heute schon beträchtlich geworden. Das ist auch schon ein Fortschritt. Und ein weiterer: auf diesem Kongreß wird es von neuem bewiesen werden, daß die vegetarische Ernährung bei der Behandlung der Tuberkulose bevorzugt werden muß. Man muß sich über die schon errungenen Fortschritte freuen, langsam und schrittweise die Geister zu gewinnen suchen und sich vor gewissen Übertreibungen hüten, die imstande sind, die beste Sache zu schädigen. Sie haben noch große Aufgaben zu erfüllen, und wenn Sie etwas ermutigen, stützen, stärken soll im Kampfe, so ist es das Gefühl der Pflicht, die Überzeugung von den großen Diensten, die Sie der ganzen Menschheit erweisen, indem Sie das lehren, was das Wichtigste im Leben ist: die rechte Lebenskunst. Nach diesen letzten Worten, die wie ein Wahlspruch für uns sind,
habe ich die Ehre, den 3. Internationalen Vegetarierkongreß für
eröffnet zu erklären, indem ich allen Förderern des Werkes,
den bekannten und unbekannten, Dank ausspreche, ebenso wie den Vertretern
der vegetarischen Vereine, den Vorsitzenden unserer vier Abteilungen,
die durch ihre Arbeiten und ihren Eifer wohl bekannt sind, dem Dr. Nyssens
aus Brüssel, dem Schriftleiter der Réforme alimentaire und
Vorsitzenden der belgischen Vegetariervereinigung, dem Dr. Jules Grand,
dem Vorsitzenden des Vegetariervereins von Frankreich, Herrn Axon, dem
Vorsitzenden der Vegetarischen Gesellschaft aus Manchester, Herrn Professor
Woeikof, dem Vorsitzenden des Vegetariervereins von Petersburg, Herrn
Dr. Selß, dem Vorsitzenden des Deutschen Vegetarierbundes, Herrn
Rodriguez aus Spanien, Frau Drakoules aus Griechenland, Herrn Meyroos
aus Holland, Frau L. Lombard aus Schweden, allen überzeugten, hingebungsvollen,
mutigen Verfechtern einer edlen Sache, die sie bis zu ihrem endgültigen
Siege verteidigen wollen! |
1910 (translation by Hildegund Scholvien)
The next morning we met in the vegetarian restaurant of the world exhibition, which had been built by the English "Vegetarian Society" near the entrance, which leads from the Cambre Forrest into the exhibition. We had an English breakfast and went immediately afterwards to the large meetinghall which was built particularly for conferences and lectures during the exhibition and contains a number of small and large conferende rooms. Here Professor Huchard from Paris opened the conference negotiations with a lecture. This outstanding physician, university teacher and member of the academy of medicine, gave a scientific character to the conference. In France and Belgium, much in contrast to Germany, the vegetarian movement is a concern of the physicians and university teachers; and quite a number from both countries demonstrated their progressive conviction and activities for our vegetarian goals in lectures and public conferences.
Regarding the scientific, mostly medical lectures, I can only mention the speakers. The French doctors Petit, Danjou, Guelpa, Pascault, Labbé and Huchard, furthermore Dr. Nyssens, as well as the Brussels physiologist Professor Dr. Joteyko spoke. Non medical speakers were Professors Woeikoff (St. Petersburg), Hoffmann (Ghent) as well as the French attorney Mr. Roux from Amiens. The Brussels Vegetarian Society intends to publish a book with all lectures, which, and I hope to be able to publish parts of it here in our magazine. Two medical professors from Paris and Lyon University conveyed their best wishes to the conference and regretted very much that they were not able to participate themselves. When will German medicine professors come to the same point of view like their French and Belgian colleagues to overcome prejudices and break through the wall of conceited obstacles that separate them so dinstinctly from us now! In addition, our friends from Brussels had cared in the best possible way for a gay social life, by offering, apart from the mentioned reception evening, a very enjoyable musical evening and a delicious dinner the other day. This dinner took place in the vegetarian restaurant inside the exhibition and was really excellent, and we appreciated very much, that we were not treated with long speaches. Only at the end of the meal attorney Mr. Roux said some words of thanks to our hosts on behalf of all participants.
An inspiring conference like this one produced a general demand for a soon return. But we agreed to have a longer break this time, to have enough time to collect new interesting material, that cannot be found from one year to the other. We want to publish the lectzres of each congress, and we thought it wise to limit the number of the conferences in order present new and good information in every issue. The next congress is supposed to take place 1913 in The Hague, possibly at the same time as the opening of the Peace Palace.
This beautiful journey ended for me with a visit of the Belgian coast
and afterwards a stay with some friends in the Rhineland. Certainly
you will see the success of this journey in due time. The vegetarians
showed once again that they are present, that they do not hide themselves,
when the whole world meets, that they as modern people of their time
know how to find the right time and the right place to make themselves
conspicuous. Of course the press there in Brussels did notice us. The
newspapers of Brussels showed their interest with long, extremely friendly
reports. I myself was allowed to write the report for a German weekly
paper appearing in Brussels, which is generally used by the German press
as source for Belgian and Dutch reports. Vegetarische Warte, June 25, 1910, issue 13, page 129-130)
Opening speech of the International Vegetarian Congress at Brussels
You still have to fulfill great tasks, and if anything is able to support you, encourage you, strengthen you in the fight, then it is the feeling of the duty, the conviction of the great services, that you render the whole mankind, by teaching, what is the most important cause in the life: the right art of living.
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